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Je höher die Wohneigentumsquote desto niedriger die Vermögensungleichheit

Die Vermögensungleichheit sinkt, je höher die Wohneigentumsquote ist. Den Zusammenhang zwischen der Wohneigentumsquote und der Vermögensverteilung verdeutlicht die folgende Grafik aus dem Allianz Global Wealth Report, über den wir hier schon berichteten.

Wohnungseigentumsquote und Gini-Koeffizient in ausgewählten europäischen Ländern

„Home, sweet home“, das gilt auch mit Blick auf die Vermögensungleichheit: Je geringer die Wohneigentumsquote in einem Land ist (s. Deutschland oder Österreich), desto höher ist die anhand des Gini-Koeffizienten gemessene Vermögensungleichheit. In Ländern mit einer hohen Wohneigentumsquote (s. etwa Spanien) ist der Gini-Koeffizient signifikant niedriger.

In dem Bericht Analyse der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland (Begleitforschung zum Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung), veröffentlicht im August 2019, findet sich bereits derselbe Befund. Dort heißt es zur Vermögensverteilung in internationaler Sicht:

„Bisherige Untersuchungsergebnisse (…) machen (…) deutlich, dass sich ein Großteil der internationalen Unterschiede in der Vermögensverteilung auf institutionelle Rahmenbedingungen zurückführen lässt. Dies betrifft insbesondere das Wohneigentum, das in allen betrachteten Staaten ein zentrale Vermögenskomponente darstellt. Da das Wohneigentum den bestimmenden Faktor für die Vermögensverteilung in einem Land darstellt, führt eine geringe Wohneigentumsquote in der Regel zu einer tendenziell höheren Ungleichverteilung der Nettovermögen.“ (S. 392) Siehe die folgende Abbildung:

Wohneigentumsquote und Gini-Koeffizient des Nettovermögens im europäischen Vergleich
Wohneigentumsquote und Gini-Koeffizient des Nettovermögens im europäischen Vergleich

In der Tendenz steige in den betrachteten EU-Staaten der Gini-Koeffizient mit sinkender Wohneigentumsquote an. Der auffallend geringen Quote von 44 Prozent in Deutschland stünden deutlich höhere Werte von teilweise mehr als 80 Prozent im südlichen Europa gegenüber. Der Mittelwert aller Euro-Länder liege 2014 bei knapp über 60 Prozent, merken die Studienautoren an.

Geringe Wohneigentumsquote birgt Handlungsbedarf für die Politik

Der Hinweis auf das Wohneigentum als „zentraler Vermögenskomponente“ und der deutliche Zusammenhang zwischen Wohneigentumsquote und Vermögensverteilung sind ein klarer Fingerzeig, wo die politischen Prioritäten liegen sollten.

Der genannte Bericht zur Analyse der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland sieht diese Prioritäten offensichtlich nicht. Vielmehr heißt es dort: „Die im europäischen Vergleich geringe Wohneigentumsquote in Deutschland hat eine Reihe von durchaus als positiv zu bewertende Ursachen, wie etwa der bis in die jüngste Zeit hinein noch funktionierende Mietwohnungsmarkt.“ (S. 392)

Das ist schon seltsam: Da wird regelmäßig die zu hohe Vermögensungleichheit in Deutschland beklagt, wird aber offenbar, dass das in hohem Maße an der zu geringen Wohneigentumsquote liegt, findet man es schon wichtiger, den „funktionierenden Mietwohnungsmarkt“ lobend hervorzuheben, anstatt eine Erhöhung der Wohneigentumsquote zu fordern. Immerhin sehen die Autoren in Deutschland „auch institutionelle Hürden für den Eigentumserwerb, wie etwa die im europäischen Vergleich hohe Nebenkosten beim Kauf von Wohneigentum, unter anderem verursacht durch die Grunderwerbsteuer“ (ebd.).

1 Kommentar zu „Je höher die Wohneigentumsquote desto niedriger die Vermögensungleichheit“

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