Wippe mit Ungleichgewicht

Vermögensverteilung: Globale Mittelklasse wächst

In der weltweiten Vermögensverteilung ist in diesem Jahrhundert ein deutlicher Anstieg der globalen Mittelklasse zu verzeichnen. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des aktuellen Global Wealth Reports der Credit Suisse, der die Vermögen der privaten Haushalte von 5,3 Milliarden Menschen weltweit analysiert. Das globale Gesamtvermögen sei um 9,8 Prozent gewachsen, das durchschnittliche Vermögen pro Erwachsenem habe rund 87.500 Dollar erreicht so die Bank. Lasse man Wechselkursschwankungen außer Acht, so sei das globale Gesamtvermögen im Jahr 2021 um 12,7 Prozent gewachsen, die höchste jemals verzeichnete Jahresrate.

Vermögensverteilung: Aufstieg der globalen Mittelklasse

Folgende Trends in der globalen Vermögensverteilung sind laut Credit Suisse zu beobachten:

Vermögensverteilung: Global Wealth Pyramid 2021 vs. 2011
  • Der Sockel der Pyramide schrumpfe. Die Anzahl der Erwachsenen mit einem Vermögen von weniger als 10.000 sei von 2011 bis 2021 um knapp 8 Prozent zurückgegangen. Besaßen 2011 noch 67,6 Prozent aller Erwachsenen weltweit weniger als 10.000 Dollar, seien es 2021 nur noch 53,2 Prozent gewesen.
  • Das nächste Segment, das Personen mit einem Vermögen zwischen 10.000 und 100.000 Dollar umfasse, habe in diesem Jahrhundert den größten Zuwachs zu verzeichnen, nachdem sich seine Größe von 504 Millionen im Jahr 2000 über knapp 1,1 Milliarden 2011 auf 1,8 Milliarden Mitte 2021 mehr als verdreifacht habe (s. folgende Abbildung). Darin spiegelten sich der wachsende Wohlstand der Schwellenländer, insbesondere Chinas, und die Ausweitung der Mittelschicht in den Entwicklungsländern wider.
  • Die obere Mittelschicht mit einem Vermögen zwischen 100.000 und 1 Million Dollar habe sich in diesem Jahrhundert ebenfalls verdreifacht und sei von 208 Millionen 2000 über 369 Millionen 2011 auf 627 Millionen 2021 angewachsen.
  • Die oberste Schicht der vermögenden Privatpersonen (High Net Worth Individuals), d.h. die Dollar-Millionäre, sei nach wie vor relativ klein. Diese Gruppe habe sich jedoch in den letzten Jahren rasch vergrößert und umfasse nun 62,5 Millionen, d.h. 1,2 Prozent aller Erwachsenen. Im Jahr 2020 überstieg die Zahl der globalen Millionäre zum ersten Mal 1 Prozent der Erwachsenen; dies bedeute, dass die Gruppe in letzter Zeit schnell gewachsen sei.
Vermögensverteilung: Aufstieg der globalen Mittelklasse

Vermögensverteilung 2021 weltweit: Globales Medianvermögen steigt

Der Vermögensanteil der obersten 1 Prozent der Weltbevölkerung sei das zweite Jahr in Folge gestiegen und habe 2021 45,6 Prozent erreicht, gegenüber 43,9 Prozent im Jahr 2019. Im Jahr 2021 sei zwar ein Anstieg der Vermögensungleichheit zu beobachten (eine wahrscheinliche Ursache dafür sei der starke Anstieg des Finanzvermögens während der COVID-19-Pandemie); eine Analyse des Medianvermögens innerhalb der Länder und weltweit zeige jedoch: Längerfristig sei die globale Vermögensungleichheit in diesem Jahrhundert aufgrund des schnelleren Wachstums in den Schwellenländern zurückgegangen.

Entwicklung des globalen Medianvermögens

Das globale Medianvermögen sei seit dem Jahr 2000 etwa doppelt so schnell gestiegen wie das globale mittlere Vermögen pro Erwachsenem und viel schneller als das globale BIP. Der durchschnittliche Haushalt konnte also in den letzten zwei Jahrzehnten Vermögen aufbauen.

Solange der mittlere Teil der globalen Vermögensverteilung überproportional von Einwohnern von Ländern (in der Regel Schwellenländer) eingenommen werde, in denen das Vermögen der Haushalte schneller wachse als im weltweiten Durchschnitt, werde das globale Medianvermögen schneller wachsen als das globale Durchschnittsvermögen. Darüber hinaus sei das rasche Vermögenswachstum in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen der Grund, warum die globale Vermögensungleichheit in diesem Jahrhundert durch die Verringerung der Ungleichheit zwischen den Ländern zurückgegangen sei. Ein schnellerer Anstieg des Medianvermögens als des Durchschnittsvermögens stehe also in engem Zusammenhang mit einem Rückgang der Vermögensungleichheit.

Vermögensverteilung in Österreich, Deutschland und der Schweiz

Die Vermögensungleichheit sei in Österreich mit einem Gini-Koeffizienten von 74,2 im Jahr 2021 geringer als in Deutschland und der Schweiz, die Gini-Koeffizienten von 78,8 bzw. 77,2 aufwiesen. In allen drei Ländern sei die Vermögensungleichheit seit 2000 zurückgegangen, als der Gini-Koeffizient in Österreich 78,1, in Deutschland 81,2 und in der Schweiz 81,0 betragen habe (die Vermögensungleichheit liegt unter Berücksichtigung der Altersvorsorgeanwartschaften allerdings deutlich niedriger). Während der Rückgang in Österreich schrittweise über den Zeitraum von 2000 bis 2015 erfolgt sei, habe der Rückgang in Deutschland nach der globalen Finanzkrise 2008 stattgefunden und in der Schweiz größtenteils nach 2017.

Der Anteil der obersten 1 Prozent sei seit 2000 in Österreich von 27,0 Prozent auf 25,8 Prozent und in der Schweiz von 32,2 Prozent auf 26,5 Prozent gesunken. In Deutschland hingegen sei er zwar von 29,1 Prozent im Jahr 2000 auf 27,2 Prozent im Jahr 2008 zurückgegangen, sei aber seitdem auf 31,7 Prozent gestiegen. Der Anstieg dieses Spitzenanteils in Deutschland seit 2008 in Verbindung mit einem Rückgang der gesamten Vermögensungleichheit, gemessen am Gini-Koeffizienten, spiegele eine Verringerung der Ungleichheit im unteren Bereich der Verteilung wider. Die Anteile der untersten sechs Dezile seien alle von insgesamt 3,4 Prozent im Jahr 2000 auf 5,7 Prozent im Jahr 2021 gestiegen.

2021 Rekordjahr für Vermögen der Privathaushalte

Laut Credit Suisse hat sich das globale Vermögen Ende 2021 auf schätzungsweise 463,6 Billionen Dollar belaufen, was einem Anstieg von 9,8 Prozent gegenüber 2020 entspricht und weit über dem durchschnittlichen jährlichen Anstieg von 6,6 Prozent seit Beginn des Jahrhunderts liegt. Lasse man die Wechselkursschwankungen außer Acht, so sei das globale Gesamtvermögen 2021 um 12,7 Prozent gewachsen und damit so schnell wie noch nie zuvor pro Jahr.

Die Zahl der US-Dollar-Millionäre sei im Jahr 2021 um 5,2 Millionen gestiegen und habe sich zum Jahresende weltweit auf 62,5 Millionen belaufen. Dieses Wachstum von 9 Prozent habe leicht über dem Anstieg des Vermögens pro Erwachsenem von 8,4 Prozent gelegen, sei aber hinter dem Anstieg des Medianvermögens von 9,5 Prozent zurückgeblieben. Die Zahl der Ultra-High-Net-Worth (UHNW)-Personen (Vermögen > 50 Millionen Dollar) sei mit 21 Prozent im Jahr 2021 deutlich schneller gestiegen.


Berichterstattung zum Global Wealth Report der Credit Suisse: NZZ, F.A.Z., Der Spiegel, Handelsblatt, WirtschaftsWoche, Forbes (Auswahl)

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